Freitag, 5. Februar 2010

Die Deutschen sind in der Schweiz momentan nicht so wohlgelitten, wenn man der Schweizer Presse Glauben schenken darf. Nur, dass es den typischen einen Deutschen ja gar nicht gibt. Zum Beispiel ich, wo soll ich mich nun einordnen? Ich besitze einen Deutschen Pass und im Moment nur einen Ausländerausweis B. Das ist noch keine Niederlassungsbewilligung. Um die zu bekommen, muss ich erst einmal 5 Jahre ausharren, ohne mir etwas gravierendes zu Schulden kommen zu lassen und ohne arbeitslos zu werden. Nur, ich fühle mich längstens nicht mehr wirklich als Deutsche. Neben meiner Lebenssituation ist das mit ein Grund, warum ich in die Schweiz gezogen bin. Ich habe noch nie in Deutschland gearbeitet. Meine Sozialabgaben entrichte ich seit über 27 Jahren in der Schweiz. Und, ich rede wie ein Schweizer. Nur ein geübtes Ohr erkennt, dass mein Grunddialekt ein südbadisches Alemannisch ist.
Da besuche ich doch das erste Mal den Hörgeräteakkustiker hier im Ort, weil ich neue Hörgeräte bekommen soll. Ich erzähle ihm, dass ich erst vor ein paar Monaten von Deutschland in die Schweiz gezogen bin. Längeres Schweigen. "Ein Deutschenhasser?", überlege ich mir. Nein, ganz falsch. Als er zuende gedacht hat, fragt er: "Wann sind sie denn nach Deutschland ausgewandert?"
Ich lebe also unerkannt und gehöre doch noch nicht wirklich dazu. Bin gespannt, wie sich das entwickelt. Aber, zwischen zwei Stühlen zu sitzen, ist mir sowieso längstens zur zweiten Natur geworden (so rechtfertigt sich wenigstens mein breiter Hintern:).
Alleinerziehende Mutter, voll berufstätig und nicht grade schlecht bezahlt, Haus selbst gebaut. Wie war das mit der Risikogruppe Nummer eins für Armut sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz (Ha! Eine Gemeinsamkeit).
Irgendwie scheint es bei manchen in der Grenznähe ansässigen Schweizern noch nicht durchgedrungen zu sein, dass die "Ureinwohner" auf der anderen Seite der Grenze einen ähnlichen Dialekt reden wie sie, alemannisch. So kommt es, dass es Leute gibt, die, weil sie wissen, dass ich Deutsche bin, sich fast einen Knoten in die Zunge knüpfen und "Hochteutsch" mit mir reden.
Ist das jetzt drollig oder tragisch?

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